Alternativwelt

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Harry Mason in der alternativen Welt im Alchemilla Krankenhaus.

Der überwiegende Teil der Silent Hill-Spiele (und der Filme) findet nicht in der normalen Welt statt, sondern in einer rätselhaften, bizarren Alternativwelt, auch Parallelwelt oder Otherworld genannt.

Wesen der Alternativwelt

Es ist schwierig zu sagen, was genau die "Otherworld" tatsächlich ist. Es scheint sich um eine alternative (in den meisten Fällen pervertierte) Version der normalen Welt (besonders des normalen Silent Hill) zu handeln, die zwar am gleichen Ort, aber in einer anderen "Dimension", einem Paralleluniversum existiert.

Obgleich die Orte/Räume in der alternativen Welt jener in der realen Welt ähneln, handelt es sich bei jenen in der alternativen Welt um gänzlich andere Locations. So können manchmal Wege, Durchgänge und Türen, die in der realen Welt blockiert/verschlossen waren, in der alternativen Welt plötzlich geöffnet/betreten werden. Des weiteren können Gegenstände, die in der einen Welt nicht existieren, möglicherweise in der anderen gefunden werden. Die Lösung so mancher Rätsel des Spiels kann davon abhängen, in welcher der beiden Welten man sich gerade befindet.

Den wesentliche Unterschied zur normalen Welt stellt aber das bizarre, alptraumhafte, makabere und kafkaeske Design der Alternativwelt dar, und ganz besonders die Tatsache, dass sie von gefährlichen Monstern durchstreift wird.

Ursprung der Alternativwelt

Über die Art und Weise der Entstehung der Parallelwelt kann letztendlich nur gemutmaßt werden. Tatsache ist aber, dass sie mit Alessa Gillespie und deren furchtbarem Schicksal verknüpft ist. Deren psychische Kräfte dürften die Alternativwelt erschaffen haben, das alptraumhafte Erscheinungsbild erklärt sich aus dem Alptraum der im Koma liegenden Alessa, ihrem aufgestauten Hass, Zorn und Leid und dem Wunsch nach Rache, der offenbar einen "kritischen Punkt" überschritt und sich als Parallelwelt manifestierte. In Silent Hill 1 nennt es Harry Mason: "... a world of someone's nightmarish delusions, come to life." (eine Welt aus jemandes lebendig gewordenen, alptraumhaften Wahnbildern).

Es ist jedoch nicht eindeutig, ob dies tatsächlich der Ursprung der Alternativwelt war, oder ihr lediglich eine konkrete oder neue Erscheinungsform gab. Silent Hill war schon zu Zeiten der Ureinwohner ein "heiliger", also spiritueller Ort, wie mehrmals in den Spielen erwähnt wird. Möglicherweise gab es hier immer schon eine Art Verbindung zu "Geisterwelten" oder wie immer man es nennen möchte. So ist es vorstellbar, dass bereits die "Little Baroness", das Schiff, das 1918 spurlos vom Toluca Lake verschwand, in Wahrheit in der Otherworld gelandet ist.

Schließlich ist fraglich, wie groß der Anteil Alessas an der Schöpfung der Parallelwelt im Vergleich zum in ihr herangewachsenen "Gott" ist. Laut Silent Hill Homecoming dürfte der Orden glauben, die Otherworld sei immer schon die Heimat solcher Wesen wie "Gott" und Valtiel gewesen. Falls das stimmt, hätte sie möglicherweise schon seit Ewigkeit als eine Art "Jenseits" existiert, und ihre "Erschaffung" in Silent Hill 1 (bzw. Silent Hill Origins) wäre möglicherweise nur eine Art "Überschneidung" oder Zwischenform der normalen Welt und dieses "Jenseits".

Kräfte der Alternativwelt

Die "Kraft" der Stadt bzw. jene der Alternativwelt manifestiert Unterbewusstes, Ängste, Schuldgefühle. Möglicherweise bezieht sie daraus auch die Kraft für ihre Existenz.

Die Stadt Silent Hill, also das Zentrum, der "Ursprung" der Otherworld, scheint Menschen zu sich zu rufen, die "Dunkelheit in ihren Herzen tragen". Leute mit geplagten, traumatisierten Seelen, die Konflikte aufzuarbeiten haben, dürften anfällig dafür sein, in die andere Welt "gezogen" zu werden. Jedoch scheint es auch zufällig Menschen in die Parallelwelt zu verschlagen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, wie z.B. Cybil Bennett. Der "Mechanismus", der entscheidet, wer die Alternativwelt betreten kann und wer nicht, ist unklar, sofern es einen solchen überhaupt gibt.

War das Erscheinen der Parallelwelt ursprünglich auf Silent Hill beschränkt, breitete sich das Phänomen seither aus, z.B. nach Shepherd's Glen oder Heathers ungenannten Wohnort.

Erscheinungsformen und Charakteristika der Alternativwelt

Die Alternativwelt existiert in (mindestens) zwei Varianten (möglicherweise auch Abstufungen).

Nebelwelt

Die meistens als "Nebelwelt" oder auch "zweite Welt" bezeichnete Version der Alternativwelt ähnelt noch stark der normalen Welt. Der namensgebende Unterschied besteht in einem dichten Nebel, der alle Außenbereiche durchzieht (und in manchen Spielen bzw. dem Film Willkommen in der Hölle auch in Schneefall bzw. Ascheregen). Die Nebelwelt scheint auf den ersten Blick lediglich verlassen zu sein. Die "räumliche Kohärenz" ist im Wesentlichen ungebrochen, d.h. Orte, Gebäude, Räume sind dort, wo sie sich auch in der normalen Welt befinden, Entfernungen entsprechen der normalen Erfahrung. Trotzdem ist bereits die Nebelwelt auf irritierende Weise anders. Durchgänge und Türen sind in ungewöhnlich hoher Zahl unpassierbar und machen die Welt zu einem Labyrinth (was aber natürlich auch dem Gamedesign geschuldet ist), Straßen enden oft in bodenlosen Abgründen. Erste Anzeichen von Verwahrlosung, Verfall, Verschmutzung und Derangierung machen sich bald bemerkbar, die manchmal (wie z.B. im Brookhaven Krankenhaus) zusehends größere Ausmaße annehmen. "Paranormale Phänomene", "dekorative" Leichen(teile) oder andere "Gore"-Effekte (also Blutspuren u.Ä.) sind noch selten. Monster treten in relativ geringer Zahl auf.

Diese Welt wird oft fälschlicherweise als normale Welt bezeichnet oder verstanden. Die Übergänge von der normalen Welt in die Nebelwelt verlaufen auch meist schleichend und kaum merklich, und im Vergleich zur "Rostwelt" (siehe unten) ist sie in der Tat relativ normal. Tatsächlich kommt die normale Welt aber in den Spielen, anders als im ersten Film, so gut wie nicht vor, wenn überhaupt, meistens nur ganz zu Beginn und am Ende. Eine der wenigen Ausnahmen stellt vermutlich die Autofahrt von Heather und Douglas in Silent Hill 3 dar.

Rostwelt

Die "rostige Welt", auch Alptraumwelt, blutige, höllische oder "dritte Welt" genannt, unterscheidet sich wesentlich stärker von der normalen Welt.

Die Grundrisse von Städten und Gebäuden entsprechen zwar im Wesentlichen denen der normalen Welt, doch ist das Innere von Räumen oft völlig anders gestaltet als "in Wirklichkeit", es gibt Räume oder ganze Stockwerke, wo sich eigentlich gar keine befinden dürften, und Türen oder andere Arten von Durchgängen führen manchmal an Orte, die eigentlich weit entfernt liegen und wirken so wie Teleporter. Gelegentlich gibt es Räume mit "unmöglichem" Aufbau, die etwa auf dem Kopf stehen. Manche Orte und Wege haben auch überhaupt keine Entsprechung in der normalen Welt und haben eher symbolische Bedeutung.

Die Rostwelt hat stark "industriellen" Charakter. Metallene, rostige Wände und Gitter erschaffen ein klaustrophobisches Gefühl, das durch zerbrochene Böden und eine totale Finsternis verstärkt wird. Gitter und Zäune ersetzen manchmal normale Wände, so wie auch Straßen gelegentlich durch Gitterboden ersetzt sind, unter dem sich absolut nichts zu befinden scheint. Häufig anzutreffende "Stilmittel" sind Ventilatoren, Windräder, Rohrleitungen, Stacheldraht und bodenlose Abgründe. Das Maß an Verfall und Verwüstung ist wesentlich größer als in der Nebelwelt. Wände sind meistens dreck- oder blutverschmiert. Leichen oder wie Leichen wirkende Puppen sind an Wänden aufgehängt oder in Käfigen ausgestellt, Leichenteile und Tierkadaver liegen in Räumen oder Korridoren. Manche Wände wirken wie von Blutgefäßen überzogen oder scheinen aus lebendem, fleischigem Material zu bestehen.

"Paranormale Phänomene" sind häufig. Monster sind zahlreich und manchmal stärker als in der Nebelwelt.

Wechsel von der Nebelwelt in die "Rostwelt" finden meistens abrupt und spektakulär statt und haben manchmal den symbolischen Charakter von Übergängen, wie z.B. Fahrstuhlfahrten in eigentlich nicht existierende Stockwerke. Alarmsirenen läuten in Silent Hill 1, 2, Homecoming und dem ersten Film Übergänge in die Rostwelt ein. Im Film und in Homecoming scheinen sich dabei alle Oberflächen aufzulösen, um die darunterliegende Alptraumwelt freizugeben.

Oft wird diese Form der Parallelwelt als "alternative" Welt im Unterschied zur normalen bezeichnet, so wie unter "Otherworld" von vielen lediglich die "Rostwelt" verstanden wird. Dies ist allerdings nur insofern richtig, als die Nebelwelt "relativ normal" ist und in den Spielen häufig die erste Version eines Gebäudes oder anderen Schauplatzes darstellt, den man danach in "alternativer" Version (d.h. in der Alptraumwelt) erneut betritt.

Nowhere

"Nowhere" ist eine (noch) chaotischere Form oder ein "Zustand" der Rostwelt. Die "räumliche Kohärenz" ist großteils aufgelöst, d.h. Türen führen in andere "Stockwerke", Orte, die eigentlich weit voneinander entfernt sind, befinden sich nur wenige Türen voneinander entfernt, etc. Dieser "Zustand" scheint durch Alessas emotionale Verfassung nach ihrer "Gefangennahme" verursacht worden zu sein.

Unterschiede in den Spielen

Alles oben über die Gestalt der Parallelwelt(en) Geschriebene gilt (im Wesentlichen) für die Spiele Silent Hill 1, 3, Origins, Homecoming und die Filme.

In Silent Hill 2 hat die Rostwelt ein weniger verrostetes und blutiges Aussehen und sieht eher verdreckt und verschimmelt aus. Vieles ist feucht oder nass, Wasserlachen bedecken den Boden und an vielen Orten tropft es von der Decke. Ein großer Teil von Wänden und Einrichtung ist mit Tüchern oder Planen verhängt. Allgemein erweckt die Horrorwelt etwas mehr einen deprimierenden als erschreckenden Eindruck.

Außerdem bekommt man hier erstmals Einblick in die Horrorwelt, wie andere als der Hauptcharakter sie wahrnehmen. Angela Oroscos "persönliche" Alternativwelt hat einen sexuellen Unterton und sieht teilweise recht organisch, fleischig aus. Außerdem ist sie offensichtlich von Feuersbrünsten beherrscht.

In Silent Hill 4 wurde ein stark abweichendes Konzept von Alternativwelten benutzt. Siehe dazu die Kategorie: Silent Hill 4 Orte.

In Shattered Memories hat die Alptraumwelt ein völlig anderes Aussehen, sie ist in diesem Spiel eine gefrorene Eiswüste.

Alessas Einfluss

Obwohl unterschiedliche Charaktere die Otherworld basierend auf ihrer eigenen Psyche auch unterschiedlich wahrnehmen (können), hatte und hat Alessa Gillespie aufgrund ihrer psychischen Kräfte den stärksten und nachhaltigsten Einfluss auf die Gestalt der Parallelwelt, in der sich ursprünglich ihre Ängste, Gedanken und Erinnerungen in abstrahierter Form manifestierten.

Die Alternativwelt sieht verbrannt und rostig aus, da Alessa lebendig verbrannt wurde. Rollstühle und blutige Krankenbetten erinnern an ihre qualvolle Zeit im Krankenhaus. Alessa liebte es in ihrer Kindheit, Schmetterlinge zu sammeln, jedoch hatte sie große Ängste vor anderen Insekten und großen Hunden. Diese Angst wird u.a. durch die Monster Creeper, Worm Head, Floatstinger und Groaner verdeutlicht. Das Monster Romper symbolisiert ihre Abneigung gegenüber Erwachsenen, die sie jahrelang misshandelt hatten. Dagegen stehen die Mumbler für diverse Mitschüler an der Midwich Elementary School, die Alessa eine Zeitlang besuchte. Dabei könnte die Aggressivität der Mumbler für das gemeine Verhalten stehen, das Alessa an der Schule erdulden musste.

Auch viele Motive aus bekannten Kinderbüchern wie "Alice im Wunderland" oder "Der Zauberer von Oz" wurden in Alessas Traumwelt verarbeitet. Die Air Screamer besitzen das Aussehen von Dinosauriern aus einem ihrer Lieblingsbücher "Lost World" von Sir Arthur Conan Doyle.

Subjektivität der Alternativwelt

Wie bereits erwähnt, ist die Parallelwelt die Manifestation von (unbewussten) Gedanken und Gefühlen. Die Alternativwelt gibt es daher eigentlich nicht. Jeder scheint das in der Anderswelt zu finden, "was er im Herzen trägt". So trifft Travis Grady in Silent Hill Origins auf diverse Straightjackets, die seine Hilflosigkeit bezüglich seiner Vergangenheit oder die Konfrontation mit seiner in eine Nervenheilanstalt eingewiesene Mutter verkörpern.

Doch auch zur selben Zeit und am selben Ort in der Alternativwelt anwesende Personen können diese unterschiedlich wahrnehmen, wie erstmals im zweiten Spiel angedeutet wurde. So findet man schon recht früh im Spiel neben einer Leiche mehrere Notizen, in denen unter anderem steht, der Schreiber dieser Zeilen habe Monster gesehen, die sein Freund nicht sehen konnte. Auch Vincents "Scherz", in dem er sich (scheinbar) darüber wundert, dass "sie" für Heather wie Monster aussehen, deutet auf diese unterschiedliche Wahrnehmung hin. Schließlich sagt Angela Orosco, als sie feststellt, dass James die Flammen in einem brennenden Korridor ebenfalls sieht, für sie wäre es immer so.

Die Unterschiede dürften sich aber nicht nur auf unterschiedliche Wahrnehmung beschränken. Möglicherweise "ist" die Alternativwelt für unterschiedliche Menschen auch unterschiedlich. Laura, ein unbewaffnetes, wehrloses, kleines Mädchen scheint sich völlig unbehelligt durch das monsterverseuchte Silent Hill zu bewegen. Als James sich wundert, dass sie nicht einmal einen Kratzer hat, sagt sie nur "Warum sollte ich"?

So könnte das höllische Aussehen der Alternativwelt eventuell gar nicht die "Wahrheit" sein, sondern lediglich eine von vielen unterschiedlichen "Interpretationen". Möglicherweise ist sie durch andere Augen betrachtet tatsächlich das Paradies, das Claudia erschaffen will.